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Wiederaufnahme von alten Landnutzungsformen

Damals war nicht alles schlecht
Alte Mähtechnik und die Vorteile der Beweidung neu entdeckt

Zu Opas Zeiten war es ganz normal, dass am Bulldog der Balkenmäher dranhing, um Futter für die eigenen Tiere zu mähen. Damals gab es nichts anderes, außer vielleicht der Handsense. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Angeboten bei der Mähtechnik. Kreisel-, Trommel- oder Scheibenmähwerke, mit und ohne Aufbereiter, Heck-, Front- und Seitenanbauten oder alles auf einmal (sog. Schmetterlinge). Natürlich gibt es noch Balkenmäher oder Doppelmessermähwerke, diese sind aber schwieriger in der Handhabe und man benötigt mehr Zeit pro Fläche.


In unserer modernen Agrarlandschaft stehen aber vielerorts mittlerweile die Ställe leer. Wohin jetzt mit dem Schnittgut von den Wiesen? Eine Möglichkeit wäre die Biogasanlage. Viele entscheiden sich aber für die einfachere Methode, den Schlegelmulcher. Und hier beginnt die Misere. Denn je öfter man mulcht, umso besser wächst das Gras. Gras mag Stickstoff und der wird durch das Mulchen wieder schnell an den Boden abgegeben, was das Wachstum des neuen Grases fördert. Krautige Blühpflanzen bzw. Rosettenpflanzen hingegen mögen keinen Stickstoff. Sie haben von einer zweischürigen Mahd und dem Abtransport des Schnittguts von der Fläche profitiert. Diese Pflanzen werden immer weniger und unsere Wiesen immer artenärmer.

 

Um den Grundstein für artenreichere Wiesen zu legen, verfolgt der Landschaftspflegeverband deshalb einen ganzheitlichen Ansatz zur ökologischen und vor allem nachhaltigen Pflege unserer Grünlandbestände.


„Wir möchten zum Erhalt und zum Wiederaufleben der Artenvielfalt in unserer schönen, schützenswerten Kulturlandschaft beitragen“ erklärt Geschäftsführer Matthias Zarte. Dabei sei eine durchdachte, sowie nachhaltige Herangehensweise besonders wichtig, die von der Planung und Erstellung von Mähkonzepten über die Auswahl geeigneter Techniken bis hin zur eng mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmten und vom LPV begleiteten Ausführung durch Landwirte und Landschaftspfleger reicht, so Zarte.


Die Pflegepläne für die einzelnen Flächen, um die sich der Landschaftspflegeverband kümmert, sehen manchmal nur eine einmalige Mahd und den Abtransport des Mähgutes vor, manchmal ein umfangreiches Konzept von Pflege- und Rekultivierungsmaßnahmen. Einige Maßnahmen können gefördert werden, beispielsweise nach den Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (kurz LNPR) von der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Andere Maßnahmen wickelt der Landschaftspflegeverband rein in Dienstleistung ab. 


Bei der praktischen Durchführung aller Landschaftspflegemaßnahmen wird auf den Einsatz insektenschonender Mähtechnik wert gelegt. Nachweislich am tierschonendsten hat sich die Mahd mit Messerbalken (Fingerbalken- oder Doppelmessertechnik) herausgestellt. Das horizontal liegende Schneidwerk wird mit geringer Mähgeschwindigkeit über die Fläche bewegt. Es kommt ohne Schürzen und ohne Ansaugwirkung aus. Am Boden und im Gras lebende Tiere werden durch das Mähwerk kaum geschädigt und können leichter flüchten als bei anderen Mähtechniken. Außerdem werden die Pflanzen durch den sauberen Schnitt der Scherentechnik weniger verletzt. Sie erholen sich nachweislich besser und wachsen danach gesünder nach.

 

Tätigkeiten in der Landschaftspflege werden vom LPV über Landschaftspflegesätze vergütet. „Wer über eine entsprechende Grünlandtechnik verfügt und für den LPV Mäharbeiten übernehmen möchte, darf sich jederzeit gerne bei uns melden.“, wirbt Matthias Zarte.

Auch die Thematik der leerstehenden Ställe möchte der LPV angehen.


Arten- und krautreiche Grünlandbestände sind gut für die Natur, aber nutzen sie auch dem Landwirt? Ja, sagt Zarte. „Natürlich sind solche Wiesen nichts für leistungsorientierte Betriebe, außer man gewinnt verkaufsfähiges Futter oder Einstreu. Halter von Extensivrassen allerdings schätzen genau solche Wiesen.“ Es gibt eine Vielzahl an Nutztierrassen, die an ertragsarme Standorte angepasst sind. Am bekanntesten sind Highlander oder Galloway-Rinder. Es gibt aber auch etliche Vertreter unter den Pferde-, Schaf- und Ziegenrassen. Hier würde sich der LPV freuen, wenn sich interessierte Halter solcher Rassen melden, oder auch Landwirte, die ihren Stall zur Verfügung stellen würden. „Unsere Wiesen und Pflegeflächen sind im gesamten Landkreis verteilt. Ziel ist es, eine Art Beweidungsnetzwerk aufzubauen, um so Wege, Aufwand und Kosten zu minimieren.“, so Zarte.


Der LPV möchte zudem vermehrt bedrohte Nutztierrassen einsetzen und so zu deren Erhalt beitragen.


„Wenn wir die richtigen Leute zusammenbringen können wir eine Menge für die Natur und Landwirtschaft tun.“, ist Zarte überzeugt.


Bei Interesse melden Sie sich bitte beim Landschaftspflegeverband im Landkreis Deggendorf e.V. unter der Nummer 09938 / 91 923 480 oder per Email unter. Der LPV erteilt Ihnen gerne Auskunft und freut sich auf viele interessante Gespräche.

 

 Heupferd 
Abbildung 1: Ein Heupferd hüpft unverletzt über das frischgemähte Gras, Foto: LPV